Die EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention), welche die Schweiz ebenfalls unterzeichnet hat, hält klar fest, dass das Diskreminierungsverbot sich auch auf die Religion bezieht
EMRK Art. 14 Diskriminierungsverbot
Der Genuss der in dieser Konvention anerkannten Rechte und Freiheiten ist ohne Diskriminierung insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt oder eines sonstigen Status zu gewährleisten.
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_101/a14.html
Ausserdem hält die EMRK fest, dass der «Missbrauch» dieser Rechte nicht zulässig sein kann
EMRK Art. 17 Verbot des Missbrauchs der Rechte
Diese Konvention ist nicht so auszulegen, als begründe sie für einen Staat, eine Gruppe oder eine Person das Recht, eine Tätigkeit auszuüben oder eine Handlung vorzunehmen, die darauf abzielt, die in der Konvention festgelegten Rechte und Freiheiten abzuschaffen oder sie stärker einzuschränken, als es in der Konvention vorgesehen ist.
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_101/a17.html
Die UN-Charta der allgemeinen Menschenrechte hält ebenfalls fest
Artikel 2
Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.
Des weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebietes, dem eine Person angehört, gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.
Des weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebietes, dem eine Person angehört, gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.
http://www.ohchr.org/EN/UDHR/Pages/Language.aspx?LangID=ger
Ich bin in einer evangelischen Familie aufgewachsen und war recht aktiv in der Kirche während meiner Jugendzeit. Ich habe also keine direkten religiösen oder kirchlichen Abneigungen oder Erlebnisse, die mich irgendwie in meiner Persönlichkeit stark beeinflusst haben. Ich finde auf den ersten Blick gehört die Religionstoleranz auch zu den wichtigen Menschenrechten, weil man ja viel Schlimmes über Verfolgungen gehört und gelesen hat.
Trotzdem keimt immer wieder in mir die Frage auf, ob Religionen und Kirchen einen Einfluss auf Moral, Werte und Politik haben sollten. Es ist für mich nicht wirklich einsichtig, dass Religionen sozusagen durch ihren Gott den Auftrag bekommen soll, andere Menschen mit mehr oder weniger offensichtlichen Zwang zu bekehren oder ihnen Nachteiliges anzutun oder der eigenen Anhängerschaft Vorteile verschafft. Vielleicht bin ich nativ, aber solche Gottheiten gehören nicht verehrt, ja sie sollten aus den Köpfen der Menschen verschwinden.
Vielleicht wäre es sogar noch besser, wenn es überhaupt keine Religionen oder Kirchen gäbe. Wenn Moral, Werte und Politik keine Chance haben, sich auf höhere Wesen zu beziehen, sondern ausschließlich auf den Konsens der Menschheit. Dann wüsste man zum einen, dass dies fehlbar ist (und auch der Veränderung unterliegt) und zum anderen, dass jeder Mensch seinen Beitrag selbst dazu leisten muss und nicht durch irgendeine Gottheit oder ein religiöses Erlösungsversprechen erwirkt wird.
Diese Gedanken sind nicht neu; sie gehören sozusagen zum Fundament bürgerlichen Gesellschaften … der König ist nicht mehr König durch Gottes Gnaden. Seit der Aufklärung hat man sich dieser Thematik angenommen. Leider hat man es nicht geschafft, weltweit in aller Konsequenz Religion und Kirche aus Moral, Wertediskussion und Politik (Recht) herauszuhalten. Vielleicht wären uns keine Kriege erspart geblieben, aber sie wären möglicherweise weniger wichtig für die Menschen. (Ich halte Kriege für etwas sehr Schlimmes, nicht zu Rechtfertigendes.)
Aus diesem Blickwinkel heraus, würde ich es viel lieber sehen, wenn es keine Privilegien (Rechte und Freiheiten) für religiöse Organisationen geben würde. Ich würde es auch viel lieber sehen, wenn es keine Religiösität geben würde; also das Berufen auf eine Glaubensüberzeugung als Voraussetzung für Moral, Werte und Politik. Vielleicht mag ich auf den ersten Blick intolerant erscheinen, aber gäbe es eine Religion der Menschenfresser, dann würde es rein gesetzlich ja auch sehr eng werden 😉 Vielleicht wäre ich mit Religionen einverstanden, die bewusst keine höheren Wesen (Götter) verehren oder Intoleranzen gegenüber anderen Meinungen hegen, aber ganz ehrlich, wozu braucht man dann noch eine Religion oder Kirche?
Ich hätte auch kein Problem damit wenn alle Religionen gleich betroffen wären. Keine Religion der Welt braucht wirklich Kirchen, Moscheen oder Tempel. Jeder Mensch kann auch ohne diese Symbole religiös sein. Ich finde Religion nicht per-se schlecht, aber die Missbrauchsmöglichkeiten mit Religion sind beinahe unbegrenzt. Sobald mit Religion argumentiert wird, endet eine sachliche, objektive Diskussion.
Problematisch ist ja nicht die Religion an sich, sondern der Missbrauch der Religion durch «religiöse» Eiferer. Es gibt keine Sure im Koran die das Töten von unschuldigen Menschen rechtfertigen würde. Im Alten Testament der Bibel hat es Formulierungen die man durchaus radikal interpretieren könnte: z.B. «Auge um Auge, Zahn um Zahn.»
Ghandi hat über dieses Bibelzitat mal sehr treffend gesagt: «Auge um Auge und die Welt wird blind»
Ich bin mir natürlich bewusst, dass mit diesem Zitat nicht zur Gewalt aufgerufen wirde, sondern zur Verhältnismässigkeit der Reaktion. Nur stellt es für mich bereits eine Eskalation dar, wenn man Gewalt mit Gewalt (auch wenn sie verhältnismässig) beantwortet. Denn es ist eine menschliche Tugend immer zwei moralische Massstäbe zu verwenden. Einen für sich selber und einen für die anderen. Gewalt an uns selber werden wir niemals als verhältnismässig aktzeptieren. Im Gegensatz zur Gewalt die wir gegen andere ausüben.
Also ‹Auge um Auge, Zahn um Zahn› ist der Ausdruck für Blutrache. Dies ist im alten Testament ja auch nichts Außergewöhnliches. Der Gott dort hat öfters mal verlangt, Söhne zu opfern usw.
Ich frage mich, warum braucht der Mensch Religion? Klar, früher hat sie die Welt erklärt – mehr oder weniger. Die Kirchen habe das noch getoppt: nämlich aktiv verhindert, dass man die Welt erklärt. Ob Religion(en) abstrakt gut oder schlecht sind, wenn es keine Glaubensanhänger gäbe, will ich nicht beurteilen. Aber sobald Religionen Anhänger haben, wird es oft schwierig; sicherlich auch ein sozialpsychologisches Thema = Auserwähltheit. Ob das durch Anhänger-Missbrauch geschieht oder einfach so ist, lass ich auch gerne offen. In meinen Augen ist Religion nicht per se gut, Religionsanhänger sind nicht per se gut. Und die Frage die ich gestellt hatte, käme man nicht ohne Religion und Kirche besser oder mindestens genauso gut zurecht, ist die Frage nach der Nützlichkeit und Sinnhaftigkeit von Religion und ich würde sie im Moment immer noch so beantworten: ohne Religionen wäre die Welt besser dran.
Der freiwillige Verzicht auf Religion, Kirche, Glauben bzw. die Einstufung als ‹belanglos› wäre in meinen Augen ein großer Fortschritt und würde die Menschheit weiter bringen.
Ich glaube nicht, dass man allgemein sagen kann, dass das Konzept von Religion gut oder schlecht wäre. Erst die Menschen die dieses Konzept anwenden machen «gute» oder «schlechte» Religion. Man kann sich sicher an Tausende schlechte Dinge erinnern (oder in der Geschichte gelernt), die im Namen der Religion begangen wurden. Nur stellt sich hierbei mir immer die Frage ob Dinge wie z.B. die Kreuzzüge wirklich im Namen der Religion «begangen» wurden. Oder wurde dabei die Religion zur Untermauerung der Argumente missbraucht, wie es heute islamische Terroristen auch noch tun?
Handkehrum muss man sich auch immer fragen wo wir ohne ein Konzept der Religion heute stehen würden. Viele Fortschritte in den Wissenschaften kamen nur zustande, weil helle Köpfe die Lehre der Kirche widerlegen wollten. Viele Wissenschaftler geben als Motivation für ihre Arbeit religöse Gründe an und solange sie die Religion aus ihren Schlussfolgerungen heraushalten sehe ich kein Problem dabei.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass wir ohne ein Konzept der Religion heute viel besser dastehen würden als ohne. Wer die Schuld an einer Tat/Ereignis auf die Religion schiebt macht es sich imho viel zu einfach. Das wirkliche Problem bei einem Mord ist ja auch nicht die Waffe sondern der Täter. Und ohne Religion würde es imho genau gleich viel Ungerechtigkeit und Gewalt geben, wie mit.
Ich möchte jetzt nicht zu sehr politisch klingen, aber bei den Wirtschaftssystemen ist es für mich sehr ähnlich. Kapitalismus, freier Markt oder Kommunismus sind nicht per se schlecht. Als Konzepte klingen alle wunderbar. Aber in der Realität werden diese Konzepte mit dem Menschen konfrontiert und dann wird es hässlich. Geld und Macht korrumpiert unabhängig vom System oder der politischen Partei. Letztendlich ist jeder Mensch käuflich. Es ist nur eine Frage des Preises. Bei Idealisten ist dieser Preis meist viel höher 😉
Lange Rede kurzer Sinn: Ich glaube eine viel bessere Welt wird es nicht geben solange wir Menschen uns nicht wirklich weiterentwickelt haben. Das beste für die Welt wäre es wohl wenn es keine Menschen geben würde. Mag hart klingen, aber es wäre eine bessere Welt als eine Welt mit Menschen dafür ohne Religion.